Sandra Hoyn: Der Punk von Burma | Portfolio

"Wir brauchen keinen Krieg! Wir brauchen Essen und Menschenrechte!“, sagt Kyaw Kyaw, 26. Er ist ein Punk und lebt in Rangun, Burma. Früher hat er sich vor allem um seine roten Haare gekümmert. Heute rebelliert er gegen die politische Situation in Burma.

Jahrzehntelang herrschte in Burma eine Militärregierung, die das Land durch Vetternwirtschaft und Korruption in den Ruin getrieben hat und die Bevölkerung unterdrückte. 2011 kam eine zivile Regierung an die Macht und es begann ein Demokratisierungsprozess. "Die neue Regierung besteht hauptsächlich aus Mitgliedern der früheren Militärjunta. Der Wandel zur Demokratie ist nur eine Änderung in Worten nicht in Taten", sagt Kyaw Kyaw.  Er ist Punk geworden, um gegen die politische und wirtschaftliche Situation in seinem Land zu protestieren. Er ist Sänger und Songwriter der Punk-Band Rebel Riot, die er 2007 gründete. In den Songs drückt er offen seine Wut über Burmas Gesellschaft aus.

„Ich kann nicht die Welt oder Burma verändern, aber ich kann zumindest die Menschen um mich herum wachrütteln", sagt Kyaw Kyaw. "Die Menschen haben zwei Augen, aber sie benutzen nur eins."

01: Kyaw Kyaw springt vor einem Tempel in Bagan in die Luft. 02: Kyaw Kyaw, 26, hält ein Foto in der Hand, auf dem er im Alter von 20 Jahren Mönch war. Er ist kein Buddhist, er wollte seinen Eltern eine Freude machen. 03: Kyaw Kyaw, Sänger der Punk Band Rebel Riot, spielt Gitarre in der Wohnung in Rangun, die er sich mit seinen Freunden und Bandmitgliedern Zarni, 20, und Oakar, 23, teilt. Er bezahlt 120 Dollar Monatsmiete für die Einzimmer-Wohnung, das entspricht etwa einem durchschnittlichen Monatslohn. Sie müssen bald ausziehen, weil Nachbarn sich über die laute Musik beschwert haben. 04: Kyaw Kyaw schaut sich mit Freunden im Kino einen 3D Film an. 05: Kyaw Kyaw, Sänger der Punk Band Rebel Riot, mit den Bandmitgliedern Oakar und Zarni im Aufnahmestudio in Rangun. Er hört sich ihren neuen Song an. 06. Rangun bei Nacht. Im Vordergrund alte Wohnhäuser, im Hintergrund Hotels. Seit dem Einsetzten des Wirtschaftswachstums entstehen in Rangun überall Baustellen. Etliche Kolonialbauten werden abgerissen und durch Hochhäuser ersetzt. Die Mieten steigen extrem, was zur Folge hat, dass sich viele Menschen keine eigene Mietwohnung mehr leisten können. 07. Oakar, 23, Gitarrist der Punk Band Rebel Riot, raucht eine Zigarette. Auf seiner Hose ist ein Sticker gegen Nazis. In ihren Liedtexten und Interviews sprechen die Punker öffentlich ihre Meinung gegen die radikale Buddhisten Gruppe 969 aus, während die Mehrheit in Burma zu dem Thema schweigt. 08. Bedürftige Menschen erhalten von der burmesischen Regierung keine Hilfe, deshalb möchte Kyaw Kyaw selbst aktiv werden. Jeden Montag findet die Aktion „Food not Bombs“ statt. Kyaw Kyaw trifft sich abends mit Freunden, um Lebensmittelspenden an Obdachlose in Rangun zu verteilen. „Food not Bombs“ gibt es weltweit, die Aktivisten wollen damit gegen Kapitalismus und eine militaristische Gesellschaft protestieren. 09. Seit dem Einsetzten des Wirtschaftswachstums entstehen in Rangun überall Baustellen. Etliche Kolonialbauten werden abgerissen und durch Hochhäuser ersetzt. Die Mieten steigen extrem, was zur Folge hat, dass sich viele Menschen keine eigene Mietwohnung mehr leisten können. Sie müssen Wohngemeinschaften bilden, viele Menschen leben gemeinsam auf engem Raum. 10. Kyaw Kyaw vor seinem Verkaufsstand, in dem er selbst gestaltete Punkkleidung, Schmuck und CDs verkauft. 11. Kyaw Kyaw beim Mittagessen mit seiner Mutter. Seine Eltern und zwei Brüder leben in einer 35 qm Wohnung im fünften Stock. Die Familie teilt sich nachts zum Schlafen eine Holzpritsche. Bald muss Kyaw Kyaw wieder bei ihnen vorübergehend einziehen. 12. Kyaw Kyaw im Zug 13. Oakar, 23, spielt Gitarre. 14. Kyaw Kyaw und Freunde sitzen am Straßenrand. „Die Leute starren uns ständig an, sie wissen nicht, was Punk bedeutet und denken, wir seien verrückt oder nähmen Drogen.“ 15. Kyaw Kyaw drückt einen glühenden Zigarettenstummel auf seiner Zunge aus, um Freunden zu imponieren. 16. Kyaw Kyaw schaut aus dem Zugfenster und scherzt mit Kindern. 17. Kyaw Kyaw meditiert in der Shwedagon Pagode in Rangun. Mit zwanzig Jahren war er für vier Wochen Mönch, um seinen Eltern einen Gefallen zu tun. Im Kloster  lernte er meditieren. Das Meditieren reinige seinen Geist, sagt er. Danach finde er wieder zu sich selbst, zu innerer Ruhe. „Buddhas Lehren sind gut für ein glückliches Leben.“ Kyaw Kyaw möchte trotzdem kein Buddhist sein. Ihn nerven die Vorschriften aller Religionen, wie festgelegte Feiertage, Essensregeln, Alkohol- und Rauchverbot, Kleiderordnung, feste Gebetszeiten. 18. Kyaw Kyaw sitzt auf einem Panzer in einem öffentlichen Park in Rangun. Er glaubt, dass die Übergriffe radikaler Buddhisten auf Muslime politisch gesteuert sind: „Diese gewaltsamen Auseinandersetzungen sollen den Eindruck vermitteln, dass es ohne das Militär in Burma keinen keine Ordnung gäbe. Die Bevölkerung soll denken, dass das Militär für Frieden und Sicherheit sorgt. Doch das ist falsch!“ 19. Kyaw Kyaws Kopf vor einem Bild, auf dem ein traditionelles burmesisches Holzhaus zu sehen ist. 20. Kyaw Kyaw läuft mit seinen Freunden in der Nähe vom Hauptbahnhof in Yangon durch den Regen, um Lebensmittelspenden an Obdachlose in zu verteilen. Jeden Montag findet ihre Aktion „Food not Bombs“ statt. 21. Eine 20spurige Strasse in Naypyidaw, Burmas künstlicher Hauptstadt. Polizisten bewachen die Straße in der Nähe des Parlaments. Im November 2005 wurde der Regierungssitz von Rangun nach Naypyidaw verlegt. Die menschenleere Stadt wurde mitten im Dschungel auf einer Fläche von 7000 Quadratkilometern erbaut. Sie gleicht einer Geisterstadt mit mehrspurigen Straßen ohne Autos, pompösen Ministerien, Luxushotels und leerstehenden Wohnblöcken. 22. Kyaw Kyaw sitzt vor einem Hauseingang, Rangun. „Die Menschen haben zwei Augen, aber benutzen nur eins“, sagt er. “Ich weiß, dass ich nicht die Welt verändern kann, aber ich kann versuchen, die Leute wachzurütteln.” Kyaw Kyaw hätte am liebsten Anarchie in Burma. Er stellt sich darunter eine Gesellschaftsform vor, in der jeder Mensch sich frei entfalten kann und es keine unterdrückende Autorität gibt.

www.sandrahoyn.de

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